Mittwoch, 9. Februar 2011

 

Tschechow, Bernhard und Max Frisch

Samuel Finzi (http://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&task=blogsection&id=8&Itemid=79) und Almut Zilcher in "Iwanow"

 
Am Montag war ich das erste Mal nach der Wende wieder in der Volksbühne. Es wurde "Iwanow" von Tschechow gespielt.
Auf der Fahrt mit dem Auto in die Innenstadt hörte ich über meinen Auto-CD-Player die Erzählung "Montauk" von Max Frisch, die Bruchstücke aus seinem Leben wiedergibt und mich gefesselt hat.

Nun dann "Iwanow" (http://www.freitag.de/2005/12/05121201.php), von Dimiter Gottscheff inszeniert, in der Volksbühne vor überwiegend sehr jungem Publikum, wohl dem Umstand gestundet, dass das Theater seit Frank Castorf als Revoluzzer-Bühne gilt.
So war es für mich erst einmal befremdlich, dass es kein Bühnenbild gab. Die riesige Bühne war leer. Die Schauspieler kamen aus dem Graben und verteilten sich entlang der runden Bühnenwand. Dann füllte sich die Bühne zu zwei Dritteln mit weißem Nebel. Der vordere Bühnenteil blieb klar und hierhin musste jeder Schauspieler, der mit seinem Part dran war.

Der Nebel verschlang und gab die Personen frei, heißt also, dass es keine Möglichkeit gab, der Melancholie, dem Ungewissen, dem Trostlosen, der Verzweiflung, der Stagnation zu entrinnen.

Wer "Oblomow" von Gontscharew, 1869 geschrieben, gelesen hat, weiß, dass der psychische und physische Verfall, der durch Passivität verkümmernden russischen Adligen hier nur mit einem Schlaganfall von Oblomow endet.
Bei Tschechow, dessen Stück erst 1887 entstanden ist, endet der Gutsbesitzer Iwanow durch Selbstmord. Die unstillbare Langeweile, die allgemeine Müdigkeit und Schwäche, die negative Energie hat also zugenommen.
Gottscheff versucht das Stück in die Jetzzeit zu transformieren. Die Schauspieler tragen merkwürdige Kleidung, die in keine Zeit passen, aber die gegenwärtige Depressionsstimmung wird abgebildet.
Es ist bestimmt nicht Tschechows bestes Stück und bleibt meines Erachtens weit hinter "Onkel Wanja", "Der Kirschgarten" oder "Drei Schwestern" zurück.
Dennoch wurde das Stück vom Publikum wohlwollend aufgenommen und die Schauspieler, die zweieinhalb Stunden ohne Pause agieren mussten, bekamen viel Applaus.

Zurückfahrend weiter "Montauck" gehört. Interessiert vernommen, dass Max Frisch im Laufe des Jahres 1974 Christa Wolf angerufen hat, um sie zu fragen, ob denn die DDR-Regierung verrückt geworden ist. Was sollte sie denn darauf in der verwanzten Wohnung antworten?

Wieder Zuhause angekommen lief im Fernsehen auf "arte" noch ein Portrait von Thomas Bernhard, der ja jetzt seinen 80. Geburtstag hätte. Habe es aber nicht bis zu Ende gesehen.

In der Nacht bin ich dann irgend wann wach geworden, weil ich einen skurilen Traum hatte. Ich träume ohnehin selten und es sind entweder solche Träume oder Alpträume.
Also ich war schweißnass, weil ich mich im Traum am Tisch sitzen sah mit einem blendend aussehenden Dichter Tschechow, Max Frisch mit Pfeife im Mund, Christa Wolfs Ehemann, der das Gesicht von Thomas Bernhard hatte, aber als Gerhard Wolf antwortete. Ich fragte nämlich, ob es nach Christa Wolfs "Stadt der Engel" noch einen weiteren Roman geben wird und das Bernhard-Gesicht antwortete als Ehemann von Christa Wolf, dass sie doch nun wirklich alles, was notwendig war, geschrieben hätte.
Dann bin ich aufgewacht! Das ist halt das Ergebnis bei mir, wenn mich zuviel Dinge beschäftigen, dann schlägt mein Körper Alarm!

Kommentare:
Daraus bastelst Du jetzt eine Kurzgeschichte (aus dem Traum) und schickst sie an die Zeitung.
 
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