Montag, 24. Mai 2010

 

Feiertage



Nun ist Pfingsten mit dem launischen Aprilwetter vorbei. Meine Schwester und mein Schwager waren zu Besuch und wir waren in der "Luise" in Dahlem zum Brunch. Ursprünglich sollte es ja nach Ferch gehen. Da aber nach wie vor das Biergartenwetter auf sich warten lässt, haben wir es vorgezogen, im Trockenen zu sitzen. Es war ein vergnüglicher Tag und schön ein bisschen zu Plaudern.

Gestern, am Pfingstsonntag bin ich in die Innenstadt gefahren. Ich hatte eine Theaterkarte für Thomas Bernhards "Ritter, Dene, Voss"(http://de.wikipedia.org/wiki/Ritter,_Dene,_Voss).
Da sich am Nachmittag die Sonne blicken ließ, bin ich vor dem Theaterbesuch noch ein wenig Unter den Linden Spazieren gegangen. Es ist schon erstaunlich, welch ein Treiben am Pariser Platz herrscht. Viele skurile Gestalten versuchen ein paar Cent zu verdienen, und die Touristen freuen sich, originelle Urlaubsfotos mit nach Hause zu bringen.
Wer Lust hat, kann sich auch wie einst durch die Stadt kutschieren lassen(http://picasaweb.google.com/monikamaerz1947/Berlin#5474845223659146370).
Vor dem Hotel "Adlon" war der Hauptmann von Köpenick dabei, Berlinbesucher zu verabschieden(http://picasaweb.google.com/monikamaerz1947/Berlin#5474845467219057058).
Ich habe dann meine Kaffeepause im "Einstein" gemacht, weil man dort auch neben dem "Leute beobachten" noch gemütlich die aushängenden Zeitungen und Zeitschriften lesen kann. Ich bin im "Focus" über ein Interview mit Marcel Reich-Ranitzki gestolpert. Der Focus-Redakteur befragt den 86-jährigen zum Tod und zu Freundschaften. Man erfährt, dass Ranitzki mit Gott nichts am Hut hat. Er meint, dass Gott im Getto wohl immer den anderen geholfen hat.
Große Hochachtung äußert er gegenüber Angela Merkel, die anlässlich der Verleihung des Henri-Nannen-Preises an ihn sagte, dass er und seine Frau wohl das Warschauer Getto nur durch seine Liebe zur Literatur und zur Musik überlebt hat. Insgesamt ein sehr berührendes Interview.

Dann gings in die Kammerspiele des Deutschen Theaters(http://www.deutschestheater.de/spielplan/premieren/ritter_dene_voss/). Es war eine sehr gelungene Inszenierung des Bernhard-Stückes mit 3 herausragenden Schauspielern, wobei eindeutig Ulrich Matthes die Glanzrolle hat.
Es ging am Ende schlicht darum, wie weit der Wahnsinn in einer Familie geht. Man weiß am Ende des Geschwisterdramas nicht mehr genau, wer eigentlich der Wahnsinnige ist, denn Genie und Wahnsinn sind ja oft nah beieinander. Ulrich Matthes spielt den Wahnsinn des Bruders so genial, dass man ihn manchmal für den eigentlich Vernünftigsten hält. Die Schwestern schwanken zwischen Tragodie und Komödie.
Ein Stück für intelligente Schauspieler und denen hat ja Bernhard dereinst das Stück auf den Leib geschrieben. Ein absolutes Schauspielerstück.

Klara

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Sonntag, 9. Mai 2010

 

Erich Kästner



"Die Zeit fährt Auto, doch kein Mensch kann lenken", so heißt der Kabarettabend, den Madelene Lierck-Wien und ihr Sohn Fabian in der "Kneifzange"(http://www.kneifzange-berlin.de/web/unser_kabarett/index.html) in der Friedrichstraße im Russischen Haus darbieten.
Ich wollte schon lange mal in dieses kleine Kabarett. Nun habe ich es geschafft und bin froh, nun endlich dort gewesen zu sein. 
Was Mutter und Sohn hier auf die Bühne gebracht haben, ist ganz große Klasse. Man erfährt viel an diesem Kästner-Abend (http://de.wikipedia.org/wiki/Erich_K%C3%A4stner). Vor allen Dingen wird klar, das Kästner nach wie vor aktuell ist. Er hat genau beobachtet und analysiert und in der ihm eigenen Form seine Gedanken in unzähligen Gedichten und Epigrammen zum Ausdruck gebracht.
Die besondere Beziehung, die Kästner lebenslänglich mit seiner Mutter verband, verstehen Madelene Lierck-Wien (http://de.wikipedia.org/wiki/Madeleine_Lierck) und ihr Sohn sehr einfühlsam darzustellen, und ich habe auch sehr gestaunt, welche Bandbreite an schauspielerischer Leistung besonders Fabian hat, aber da in der Familie ja alle Komödianten waren, hat er es wohl in die Wiege gelegt bekommen.
An einigen Stellen stockt einem ob der Bissigkeit und Aktualität der Kästner-Texte der Atem und es wird klar, warum die Nazis seine Bücher verbrannt haben.
Was würde Kästner wohl heute schreiben? Die Finanzkrise würde er bestimmt nicht auslassen! Kann Satire die Welt verändern?
Es wird also Zeit, sich mal wieder ein paar Kästner-Gedichte anzusehen.

Große Zeiten

Die Zeit ist viel zu groß, so groß ist sie.
Sie wächst zu rasch, es wird ihr schlecht bekommen.
Man nimmt ihr täglich Maß und denkt beklommen:
so groß wie heute war die Zeit noch nie.


Sie wuchs, sie wächst. Schon geht sie aus den Fugen.
Was tut der Mensch dagegen? - Er ist gut.
Rings in den Wasserköpfen steigt die Flut,
und Ebbe wird es im Gehirn der Klugen.


Der Optimistfink schlägt im Blätterwald.
Die guten Leute, die ihm Futter gaben,
sind glücklich, daß sie einen Vogel haben.
Der Zukunft werden sacht die Füße kalt.


Wer warnen will, den straft man mit Verachtung.
Die Dummheit wurde zur Epidemie.
So groß wie heute war die Zeit noch nie.
Ein Volk versinkt in geistiger Umnachtung.

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