Mittwoch, 13. Februar 2008

 

Spiegel im Blickpunkt

Es ist schon sensationell, wenn im neuesten “Spiegel”, dem ersten ohne Stefan Aust, Henryk M. Broder über “Deutschland sucht den Superstar” als Quintessens schreibt: “Wenn Kurt Beck Bundeskanzler werden möchte, kann man es dann dem 24-jährigen Politologiestudenten Oliver verübeln, dass er von einer Karriere als Superstar träumt? Er sang den patinierten Bohlenhit “You can win if you want”, fiel durch und war glücklich.
Broder verteidigt Bohlen, dem man heuchlerisch Zynismus vorwirft, der aber nur den Massengeschmack bedient und ausspricht, was jeder denkt, wenn er Talentlosigkeit auch als solche bezeichnet.
Wer zu Bohlen geht, weiß doch, was ihn dort erwartet und RTL tut doch nur das, was andere Sender auch tun, nämlich das neudeutsch so genannte “Prekariat” zu bedienen, nach dem Motto “Jeder hat eine Chance”.
Wer Hartz IV Empfänger ist und selbst gescheitert ist beim Kampf auf dem Arbeitsmarkt, aber eine Tochter oder einen Sohn hat, die glauben, sich bei “Deutschland sucht den Superstar” vorstellen zu müssen, der ergreift unter Umständen diese einmalige Chance, wie Broder sie bezeichnet: “entsprechend der Maxime von Herbert Achternbusch: “Du hast keine Chance, aber nutze sie.””
Nichts anderes passiert tagtäglich in vielen Sendungen im deutschen Fernsehen, sei es in Talkshows bei Vera, Ollie oder Britt mit Titeln wie “Ich bin schwanger, bist Du der Vater?” oder “Du lügst doch, dass sich die Balken biegen!”. Die Ärmsten der Armen legen alle Hemmschwellen ab und entblößen sich selbst, aber sie entblößen auch die Gesellschaft, die daran verdient, aber gleichzeitig so tut, als ginge es ihr wirklich darum, Bildungsnotstand zu bekämpfen.
Broder nennt “DSDS” “Survival of the fittest”. Dieses Prinzip wird in der Industrie genauso angewandt wie bei RTL. Ich weiß, wovon ich rede, denn auch in der Industrie haben in der Regel nur die Besten eine Chance vorwärts zu kommen. Im Unterschied zu “DSDS” kommen die meisten nur noch nicht einmal zum “Singen”, sondern werden schon vorher ausgesiebt.
In allen Bereichen unserer Gesellschaft ob nun bei Bohlen oder “Wer wird Millionär” wird jedem suggeriert, dass er es schaffen könnte, aber die Mehrzahl schafft es eben nicht, wenn nicht mehr in Bildung investiert wird und das Bildungssystem nicht grundlegend verändert wird.
Wenn kein Abi oder Studium möglich ist, dann also Dokusoap, “DSDS” oder “Deal or no Deal”. Der Traum - vom Tellerwäscher zum Millionär - als einzige Chance im Überlebenskampf, wenn nichts mehr geht. Nicht Wissen ist Macht, sondern “Oben” ankommen, ganz gleich wie. Bohlen hat’s vorgemacht!
Klara

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Dienstag, 5. Februar 2008

 

Erinnerung

Je älter man wird, desto öfter passiert es, dass man in die Zeitung schaut und unter den Todesanzeigen jemanden entdeckt, den man kannte und erinnert sich.
So ging es mir auch letzten Samstag. Ich war mir nicht sicher, ob es sich bei der Traueranzeige der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft, für Herrn Prof. Kurt Adamski, um den ehemaligen Mathematikdozenten, der unsere Frauensonderklasse von 1974-1978 während unseres Studiums an der Außenstelle der Ingenieurschule für Lebensmittelindustrie Dippoldiswalde hier in Berlin unterrichtete, handelte. Meine Studienfreundin Ingrid, die ich telefonisch befragte, saß mit ihrem Mann ebenfalls zuhause am Frühstückstisch. Beide waren genau wie ich gerade beim Lesen der Anzeige in der Berliner Zeitung und bestätigten meine Vermutung.
Im Andenken der Schule wurde betont, dass Herr Prof. Adamski Generationen von Ingenieurstudierenden geprägt hat und sein Humor, seine optimistische Lebenseinstellung, seine Kollegialität und seine Hilfsbereitschaft, ihm die Achtung und das Schätzen der Mitglieder der Fachhochschule sicherten.
Ja, und so ist es uns beiden ehemaligen Studierenden auch gegangen. Noch heute, nach über 30 Jahren, erinnern wir uns gerne an unseren damaligen Dozenten.
Ich weiß noch genau, wie ich am 01.09.1974 das erste Mal in die Frauensonderklasse mit Studienziel Ingenieurökonomie ging.
Das war damals in der DDR üblich, dass Frauen, die beruflich weiter kommen wollten, sich trotz Familie und Kindern auf die Schulbank setzten.
Viele Frauen waren schon zwischen 30 und 40 Jahren, und es war nicht immer ganz einfach neben dem Job, Kindererziehung und Hausfrauenarbeit auch noch das Studium durchzuziehen, und manch eine der Frauen hat aufgegeben.
Aber die Gleichberechtigung der Frau in der DDR war in den Betrieben auch nicht immer so, wie es im "Neuen Deutschland" stand. Ich war damals Leiterin der Allgemeinen Verwaltung im VEB Getränkekombinat Berlin. Ich bekam aber nicht dasselbe Entgelt wie mein Vorgänger auf diesem Posten, der keinesfalls ein Studium aufzuweisen hatte, aber der war ja ein Mann.
Man versprach mir, das volle Entgelt zu zahlen, wenn ich mein Studium erfolgreich abgeschlossen habe. Ich wurde also vom Betrieb zum Studieren geschickt, und das tat ich dann auch. Frauen mussten auch in der DDR immer ihre Gleichberechtigung beweisen.
Also saß ich nun bei Herrn Adamski im Mathe-Unterricht. Die Mehrzahl der Frauen hatten bereits einen Vorbereitungkurs auf das Studium gemacht, den ich glaubte nicht nötig zu haben, da ich ja mein Abitur gemacht hatte.
Natürlich hatte ich mich auch vorbereitet und meine alten Mathematikaufzeichnungen nachgelesen und meine Aufzeichnungen demonstrativ auf mein Pult gelegt. Aber zwei, drei Fragen durch Herrn Adamski und die Bemerkung: "Ihre alten Aufzeichnungen können sie wohl in die Tonne kloppen. Hätten wohl doch besser den Vorbereitungskurs besucht!", zeigten mir schnell, wo ich stand.
Also legte ich mich ins Zeug und habe nachgeholt, denn unser Mathe-Lehrer hat immer genau die Stelle gefunden, wo jeder verwundbar war, und er hat uns gefordert und gefördert. Er hat seinen Unterricht mit viel Humor und Verständnis gerade für uns "Sonderfrauen" absolviert, und wir haben in Lernzirkeln gepaukt, denn gerade bei ihm wollten wir uns nicht blamieren.
Ich erinnere auch, dass ich meine Matheprüfung nicht im Klassenverband machen konnte, da ich gerade auf Dienstreise war. Also musste ich in die Ingenieurschule fahren und nachschreiben.
Herr Adamski gab mir die Aufgaben für die Prüfung und ließ mich allein in einem Klassenraum der Schule zurück. Es lief ganz gut, und ich konnte die Aufgaben fast alle lösen. Nur eine Aufgabe bereitete mir Kopfzerbrechen, und ich begann zu schwitzen.
Von Zeit zu Zeit kamen dann auch ein paar männliche Studenten, denn in Lichtenberg studierten vorrangig Männer, aus Neugier vorbei und versuchten mir zu helfen, aber auch sie vermochten nicht, meinen Fehler zu entdecken.
Nach gut dreiviertel der Zeit kam auch Herr Adamski und fragte, ob alles in Ordnung sei. Ich sagte ihm, dass ich fast fertig sei, aber mit dieser einen Aufgabe nicht zurande kam.
Er schaute mich an und sagte: "Konnte Ihnen denn keiner dieser Studenten helfen?" Er wusste also, dass hier ab und zu jemand vorbei schaut.
Ich musste ihm also sagen, dass seine Direktstudenten genauso blöd waren wie ich aus der Frauensonderklasse.
Er guckte auf seine Fragestellung und Formeln und entdeckte in wenigen Sekunden einen Fehler, den er selbst gemacht hatte, als er die Aufgabe stellte. Er veränderte alles und meinte: "Das ich einen Fehler mache, kann schon passieren. aber dass meine Studenten den nicht entdeckt haben und ihnen nicht geholfen haben, das ist ungeheuerlich!"
Ich löste dann die Aufgabe in Windeseile und bekam ein "sehr gut" für meine Arbeit und insgesamt ein "gut" für das Fach Mathematik, das wohl auch eher meiner Leistung entsprach.
Wie seine Hochschulkollegen denke auch ich noch heute mit Dankbarkeit an diesen Lehrer, der auch unsere Frauensonderklasse mit geprägt hat.
Monika

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Sonntag, 3. Februar 2008

 

Medienrückblick

Was hat mich in der letzten Zeit erfreut oder verärgert im Zeitungswald, dem Fernsehen oder Rundfunk. Ich möchte mit der Mitteilung in der Berliner Zeitung beginnen, dass Klaus Tolksdorf neuer Präsident des Bundesgerichtshofes geworden ist. Ja, das hat mich erfreut, denn mit ihm ist ausgerechnet jemand gekürt worden, der so gar nicht in die Landschaft passt, wie sie Monika Harms haben möchte. Er hat sich u.a. mit spektakulären Urteilen gegen Online-Durchsuchungen ohne gesetzliche Grundlage und gegen die Razzia gegen die Globalisierungsgegner vor dem Weltwirtschaftsgipfel durchgesetzt. Also hier hat es mal jemand aufgrund seiner Kompetenz geschafft und nicht wegen der höchstmöglichen Anpassungsfähigkeit. Vom Streifenpolizisten zum Vorsitzenden des Bundesgerichtshofes, das ist Demokratie pur.


Vor geraumer Zeit hat Frank Schirrmacher, wohl aus Mediengeilheit und Kratzbuckeln vor dem Hause Burda, Tom Cruise den Bambi wegen "Mut" verliehen. Doch dann passierte es, dass just zum unpassensten Zeitpunkt ein Buch in Deutschland erschien, dass Tom Cruise und Scientologie bloßstellt. Ein Video auf Youtube sorgte dann weiter für Publicity für das Buch, weil es eindeutig die verwerfliche Haltung von Cruise wiedergibt.

Nun hat Günter Jauch in Stern-TV sich auch mal wieder diesem Thema angenommen und Ursula Caberta, Hamburger Fachfrau zu Scientologie, Philipp Mattheis, einen jungen Journalisten, und einen Scientologie-Aussteiger, den Österreicher, Wilfried Handl, eingeladen. Caberta machte eindeutig klar, dass es sich bei der "Religionsgemeinschaft" um eine politische Organisation handelt. Es wurde aber auch deutlich, dass sowohl Journalisten als auch Aussteiger, d.h. also ein vormals Abhängiger, nicht klar genug formulieren, dass diese menschenverachtende Organisation verboten gehört. Vielleicht braucht es auch hier Herrn Tolksdorf.
Für mich ist es auch mehr als befremdlich, dass ein gestandener Mann wie Günter Jauch, darüber redet, als handele es sich um Grimms Märchen.
Was mich sehr freut, ist dieEntwicklung des Wahlkampfes in den USA.
I like Obama!!! Nicht weil ich glaube, dass es hier um einen Kampf Weiß gegen Schwarz geht, denn Obama wuchs ja auch in einer privilegierten Welt auf, aber ich denke einfach, dass die USA einen totalen Neuanfang brauchen, einen jungen Politiker, der noch nicht verschlissen ist.
Einflussreiche oder berühmte Leute in den USA wie die Kennedys, Tiger Woods, George Clooney oder nun auch die Los Angeles Times, die sich 36 Jahre zu den Kandidaten nicht geäußert hatte, geben nun Starthilfe für Obama.
Heute haben sich im ARD "Pressesclub" life aus den USA auch 3 der 4 Journalisten, die für deutsche Zeitschriften im Studio saßen, in der Voting-Prognose für Barack Obama ausgesprochen.
Hillary Clinton ist bestimmt gut, aber ihr steht aus meiner Sicht ihr Mann im Wege. Sie wird mit ihm nicht ihren eigenen Weg gehen können.
Für Deutschland ist es mit Obama bestimmt schwieriger als mit Clinton, aber ich denke, die Welt braucht Veränderung!
Schade ist nur, dass ich für Deutschland keinen "Obama" sehe, der diese Ausstrahlung, dieses Redetalent, diese Fähigkeit, Menschen zu begeistern, hat. Angela Merkel ist kein "Obama-Typ" und Kurt Beck würde es noch nicht mal etwas nützen, wenn er sich schwarz anmalen würde.
Klara

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