Mittwoch, 23. April 2008

 

Tannhäuser

Gestern war ich seit langem mal wieder in der Staatsoper. Ich hatte entdeckt, dass die Staatsoper eine Reihe von Wagner-Inszenierungen von Harry Kupfer
(http://www.komische-oper.com/kuenstler/detailansicht.php?user=13994&id_language=1) ins Programm genommen hat. Seine gefeierte Inszenierung der "Meistersinger von Nürnberg" hatte ich 1981 bereits an der Komischen Oper gesehen und so hatte ich mich jetzt für den "Tannhäuser" entschieden.
Ich wurde nicht enttäuscht. Es war eine erhebende Aufführung mit tollem Bühnenbild von Hans Schavernoch. Der junge Dirigent, Philippe Jordan
(http://www.kulturserver.de/-/kulturschaffende/detail/12702), hat das Orchester bravourös geführt und erhielt für sein kraftvolles Dirigat tosenden Applaus.
Bei den Sängern seien insbesondere zwei hervorzuheben.
Die Elisabeth wurde von Anne Schwanewilms(http://culturebase.de/userausgaben/staatsoper-ensemble/webvisit_body.php3?user=12798) mit glockenklarer Stimme und überzeugender Ausdruckskraft gesungen.
Der wunderbare Roman Trekel(http://www.romantrekel.de/) hat alle mit seinem Bariton als Wolfram von Eschenbach verzaubert. Sein Gesang, als Elisabeth ihren letzten Weg geht, "Oh, du viel holder Abendstern" war so gefühlvoll in Stimme und Gestus angelegt, dass man sein Leiden spürte.
Robert Dean Smith, der mit dem Tannhäuser debütierte,
(http://www.staatsoper-berlin.de/staatsoper/person.php?user=39187&id_language=1&relation=&show=saenger) blieb meines Erachtens ein bisschen farblos, sowohl stimmlich als auch darstellerisch.
Auch der Chor war grandios! Es gab nach jedem Aufzug und auch zum Schluss tosenden Applaus und viele Bravorufe.
Ich hoffe, dass die Staatsoper solche Klasseinszenierungen noch oft zeigt, denn man merkte schon am Publikum aus aller Welt, dass es ein besonderer Abend werden würde. Harry Kupfer lockt die Opernfans und beweist, dass man auch ohne Nacktszenen, die ja heute oft dazu gehören, ein volles Opernhaus garantieren kann.
Klara

Labels:


Montag, 21. April 2008

 

Zug der Erinnerung





Schon beim Gehen durch den Tunnel des S-Bahnhofs Grunewald mit Blick auf das Hinweisschild zum Gleis, auf dem der Zug der Erinnerung steht, wird einem mulmig.
Die Sonne strahlt zwar heute und dennoch fröstelt man bei dem Gedanken, dass auch von diesem Bahnhof, unweit der vielen hochherrschaftlichen Villen, Kinder nach Auschwitz deportiert wurden. Kinder, die noch ihr ganzes Leben vor sich hatten, die Spielen und Lachen wollten.
Da ich ja hier nun in einem sehr geschichtsträchtigen Teil Berlins, in Berlin-Nikolassee wohne, auch unweit des Hauses der Wannseekonferenz, der Villa in der 1942 die Deportation und Ermordung der Juden durch die Nazis beschlossen wurde, war es für mich einfach ein Muss, sich hier zu erinnern.
Viele, viele Menschen hatten, wie ich, den selben Weg, und es bildete sich eine lange Schlange vor dem Zug. Ich habe über eine Stunde auf dem Bahnhof angestanden. Viele der älteren Wartenden sprachen über ihre persönlichen Erinnerungen, über Briefe ihrer Eltern oder Großeltern aus denen sie teilweise Erfahrungen aufgenommen hatten. Manche kannten Überlebende persönlich. Aus allen Worten, die ich am Rande aufschnappte, sprach jedoch die Unfassbarkeit der grausamen Geschehnisse in der Hitlerzeit.
Es waren auch viele Schulklassen mit ihren Lehrern gekommen, und engagierte Begleiter des Zuges der Erinnerung erzählten den Schülern aus dieser Zeit und von den Deportationen. Ich glaube jedoch, dass die Jugendlichen kaum noch zu erreichen sind. Die Mehrzahl von ihnen sind durch den Zug gerast, ohne auch nur eine Zeile zu lesen oder Notiz von den Bildern oder Aussagen an den Schautafeln zu nehmen.
Ich kenne auch genug Leute, die meinen, dass genug über diese Zeit geredet sei, man selber ja nicht schuldig sei, weil ja viel später geboren und dass ja irgendwann damit Schluss sein muss.
Es geht hier aber für mich, und vermutlich auch für die vielen Menschen, die hier mit mir warteten, nicht um Schuld, sondern um ein Erinnern, ein Nichtvergessen. Ich fühle mich auch nicht schuldig, aber immer wieder aufs Neue betroffen.
Ich war mit meinem Sohn, als er so zwischen 14 und 16 Jahre alt war, auf dem Ettersberg bei Weimar, um mir das KZ Buchenwald anzusehen. Ob es heute noch viele Eltern gibt, die gemeinsam mit ihren Kindern vielleicht den Zug der Erinnerung ansehen, weiß ich nicht, aber es wäre bestimmt gut.
Fassungslos ist man auch darüber, dass viele der Beamten, die in Nazideutschlands Ministerien saßen und ihre Unterschriften unter die Sammeltransporte setzten, auch nach dem Kriege hohe Posten bei der Deutschen Bahn inne hatten.
Ich gehöre zu einer Generation, die Gott sei Dank keinen Krieg erleben musste, und dafür bin ich dankbar.
Ich hoffe, dass auch die künftigen Generationen es schaffen, und sei es nur durch Erinnern, dass nie wieder Kinder beim Spielen und Lachen gestört werden.
Klara

Labels:


Sonntag, 20. April 2008

 

Tulpenfest in Potsdam




Gestern war endlich mal wieder ein bisschen Sonnenschein, obwohl es noch reichlich kühl war. Dennoch hatten sich viele aufgemacht, um dem Tulpenfest, das nun bereits zum 13. Mal in Potsdam stattfindet, einen Besuch abzustatten. Überall waren Blumenrabatten mit Tulpen und anderen Frühlingsblühern zu sehen und viel Handwerkskunst. Mir fiel auf, dass wohl auch die Holländer Probleme haben, ihre Traditionen weiter zu reichen, denn es waren vorrangig ältere Menschen in den dunklen Trachten, die ihre Korbflechtkunst, das Holzschuhmachen(die Klompen), dass Kaasmachen usw. zeigten.
Als es um die Mittagszeit etwas voller wurde, rückten auch die Straßenmusikanten an und versetzten jung und alt in Stimmung. Die Musiker waren in ihren bunten Kostümen nicht nur lustig anzusehen, sondern sie machten auch eine recht urwüchsige Musik und spielten vom russischen Walzer bis zu "Tequila". Mit ihren gekonnten lustigen Einlagen sorgten sie für allgemeine Freude.

Es hat sich gelohnt, mal wieder alles im Bild festzuhalten und ein paar Videosequenzen sind auch dabei(http://picasaweb.google.de/monikamaerz1947). Leider leidet die Qualität durch das Hochladen.

Besonders niedlich fand ich auch den Versuch einer Holländerin, ein kleines Mädchen dazu zu bewegen, im Waschzuber die Wäsche mit dem Reibebrett zu waschen. So etwas hatte sie ja zuhause bei der Mutti noch nie gesehen.
Das ganze Holländerviertel war natürlich auch entsprechend herausgeputzt, und man genoss die ersten Sonnenstrahlen im Freien.
Die Händler stellten ihre Waren vor die Tür, und es waren die hübschesten Stilleben zu sehen. Auch die typischen holländischen Welträder fehlten nicht.
Es hat sich gelohnt mal beim Tulpenfest vorbei zu schauen und sei es nur, um mal wieder ein Grinsen im gesicht zu haben.

Klara






Labels:


Samstag, 12. April 2008

 

Journalismus in Deutschland

Im Spiegel 12/2008 hat sich Alexander Osang, der selbst jahrelang für die Berliner Zeitung gearbeitet hat, mit den verheerenden Problemen in der Zeitung beschäftigt. Klar wurde, dass der Redaktionsausschuss glaubt, dass der Verleger, Herr Montgomery, die Zeitung ausbluten lässt, weil es der Mecom-Gruppe nicht gerade gut geht.
Herr Depenbrock, der zugleich Chefredakteur und Geschäftsführer ist, muss im Geiste Montgomerys mehr auf die Zahlen schauen als auf guten Journalismus. Viele Redakteure haben deshalb schon das Haus verlassen und ihm scheint es auch egal, wer gerade geht. Osang schreibt: "Irgendwann sitzt Depenbrock allein hier. Einer, der alles macht, weil es so am Günstisten ist."
Er rumort in der Zeitung und so kam es just gerade zur rechten Zeit, dass Herr Leinkauf "enttarnt" wurde.
Nun habe ich heute in der Süddeutschen Zeitung einen Artikel gefunden, der sehr lesenswert ist http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/90/168602/, weil er sich mit dem Journalismus nach dem 2. Weltkrieg beschäftigt.
Wie heißt es doch so schön: " Wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht dasselbe!"
Es gibt keinen wirklich freien Journalismus, denn ansonsten würde der Artikel von Herrn Leinkauf über Hubertus Knabe nicht zu der fieberhaften Suche und Enttarnung der Stasiverstrickung der beiden Journalisten der Berliner Zeitung nach fast 20 Jahren geführt haben.
Alles passiert zur rechten Zeit. Ist das nicht sehr merkwürdig?
Die Berliner Zeitung hat einen guten Ruf und ist die größte Abonnenten-Zeitung in der Hauptstadt. Montgomery braucht Geld für seine Aktionäre und Herr Knabe möchte auch noch ein paar Jahre Beschäftigung haben, was liegt da näher als eine Zeitung in den "freien Fall" zu befördern.
Ich wünsche den Redakteuren viel Kraft das zu verhindern!
Klara

Labels:


Freitag, 11. April 2008

 

Vernissage im Wedding

Gestern war ich mit meiner Nachbarin zu einem Ereignis der besonderen Art. In der OFFline-Galerie im Stadtbezirk Wedding, gestartet im Oktober 2007 als Produzentengalerie und Mitglied des Kunsthandelsplatzes von kuenstler-kultur-Work.net(http://www.off-galerie.de/) war eine Vernissage und Performance, die sich „DAS LIELERR EVENT“ nannte und in Anwesenheit des Künstlers Markus Anatol Weisse von der Galeristin Karen Volkmer präsentiert wurde.
Es war eine völlig neue Welt in die man eintauchte. Der Begriff Synästhetik war mir bisher nicht geläufig, aber die Bilder von Markus Anatol Weisse (http://mashikus.org/) machten schnell klar, was damit gemeint ist.
Der Synästhet kann beim Hören von Musik Farben und Formen wahrnehmen. Diese Eigenschaft, die medizinisch gesehen als Anomalie definiert wird, wird für Markus zur Gabe der Natur. Er sieht, was er hört und malt was er sieht. Insgesamt hat nur etwa einer von 1000 Menschen synästhetische Fähigkeiten.
Seine Bilder sind grandios und man kann gewisse Parallelen zu Salvador Dali entdecken. Die Farbgebung, seine eigene Farblehre, ist bestimmt das Phänomenalste an den surrealistischen bis skurrilen Werken von Markus Anatol Weisse. Das ist wohl auch das, was seine Synästhetik ausmacht.
Markus, der seit seiner Kindheit nur 20 % seiner Sehkraft besitzt http://www.gaga-filmfest.de/gaga2/filme/the_markus_family/the_marcus_family.PDF) sieht mit allen anderen ihm zur Verfügung stehenden Sinne. Er sieht so gut, wie es viele auch mit doppelten Hinschauen nicht vermögen. Er ist im wahrsten Sinne des Wortes begnadet.
Neben seiner Malerei hat er ebenso Freude an Mathematik und Technik, und man staunt wie ein Kind, wenn seine „Sculptronics“ durch die Galerie fahren wie ansonsten nur ferngesteuerte Autos im Kinderzimmer. Man kann kaum begreifen, was man sieht. Die Skulpturen wirken halb wie aus der Fabelwelt und halb aus einem Science-Fiction.
Der Künstler ist inzwischen 53 Jahre alt, erscheint aber knabenhaft und man glaubt Harry Potter vor sich zu sehen, wie er da so mit seiner überdimensionalen Brille im Raum steht. Er wirkt menschenscheu, aber wenn er über seine Brillengläser lugt scheint man auch einen gewissen Schalk in seinen Augen zu bemerken.
Seine Mutter, die inzwischen über 70 ist, begleitet und unterstützt ihn und spielt mit in seinem „LIELERR EVENT“. Mit Musik- und Mikrophonunterstützung tragen Mutter und Sohn eine phantastische Geschichte vor, die Markus Anatol Weisse selbst geschrieben hat, der man jedoch nicht wirklich folgen kann. Dennoch ist man gefangen von dem Vortrag der alten Dame mit den lila Haaren und dem Sohn im weißen Anzug mit neonfarbenen Mustern. Man sieht, ob man will oder nicht, eine zeitlang die Welt mit Markus Augen. Danke für den Einblick in eine neue Welt!
Klara

Labels:


This page is powered by Blogger. Isn't yours?

Abonnieren Posts [Atom]