Sonntag, 3. Oktober 2010

 

Die Meistersinger

Habe gestern eine wunderbare Aufführung der "Meistersinger von Nürnberg" (http://www.komische-oper-berlin.de/spielplan/premieren/die-meistersinger/) von Richard Wagner in der Komischen Oper gesehen.
Andreas Homoki hat es geschafft, in seiner Inszenierung das Komödienhafte der Meistersinger herauszuarbeiten und hat dem manchmal etwas Pathetischen anderer Inszenierungen eine Opernaufführung entgegengesetzt, die der Spieldauer von 4,5 Stunden eine Leichtigkeit gibt, die den Zuschauer insbesondere im 3.Akt das Gefühl gibt, mit einem frohen, freien, humorigen Empfinden aus
der Oper zu gehen.
Der neue Chefdirigent, Patrick Lange, hat bravourös dirigiert und besonders der Ouvertüre eine Klangfülle verliehen, so dass man glaubte, ein Füllhorn vor sich zu haben dem die Töne in bunter Vielfalt entströmen. Manchmal hat er es jedoch in seinem jugendlichen Enthusiasmus den Sängern etwas schwer gemacht. Das Orchester war dann zu laut und die Sänger hatten es schwer, den Klangkörper zu durchdringen. Das hat sich jedoch im Laufe der Aufführung gelegt und der erst 30 Jahre junge Dirigent wird mit jeder Aufführung besser werden.

Bei den Sängern ist der isländische Heldentenor Tómas Tómasson hervorzuheben. Er gab den Hans Sachs kraftvoll und innerlich, dem Alten verbunden doch dem Neuen zugewandt mit großer Ausstrahlung und Stimme.
Die Norwegerin Eva Kringelborn wirkt in ihrer Rolle der Eva trotz ihres glockenhellen Soprans etwas spröde, während die Polin Karolina Gumos die Bufforolle der Magdalene grandios meisterte.
Den Gegenpart Magdalenas, den Schusterlehrling David, gibt der Österreicher Thomas Ebenstein sehr komisch, anfangs etwas zaudernd, aber mit der Rolle wachsend.
Bemerkenswert ist der junge Marco Jentzsch als Stolzing. Er hat seine Karriere an der Rheinsberger Kammeroper begonnen. Sein Tenor klingt frisch und schmelzend.
Nicht unerwähnt will ich den Beckmesser von Tom Erik Lie lassen. Er sieht aus, als sei er eine Kopie des Lehrers Lämpel bei Wilhelm Busch und muss den Prügelknaben geben. Das gelingt ihm sehr gut.
Insgesamt haben die "Meistersinger" Spaß gemacht und hervorzuheben ist die Spielfreude des Ensembles. Auch wenn man als Zuschauer mit Pausen 5,5 Stunden in der Oper ist, was Standhaftigkeit erfordert, überwiegt die Freude an Wagners Komödie.
Und so Hans Sachs:
Verachtet mir die Meister nicht,
und ehrt mir ihre Kunst!
Was ihnen hoch zum Lobe spricht,
fiel reichlich Euch zur Gunst.
Nicht Euren Ahnen, noch so wert,
nicht Eurem Wappen, Speer noch Schwert,
dass Ihr ein Dichter seid,
ein Meister Euch gefreit,
dem dankt Ihr heut Eu'r höchstes Glück.
Drum, denkt mit Dank Ihr dran zurück,
wie kann die Kunst wohl unwert sein,
die solche Preise schliessest ein?
Das unsre Meister sie gepflegt
grad recht nach ihrer Art,
nach ihrem Sinne treu gehegt,
das hat sie echt bewahrt:
blieb sie nicht adlig, wie zur Zeit,
da Höf und Fürsten sie geweiht,
im Drang der schlimmen Jahr
blieb sie doch deutsch und wahr;
und wär sie anders nicht geglückt,
als wie, wo Alles drängt und drückt,
Ihr seht, wie hoch sie blieb im Ehr:
was wollt Ihr von den Meistern mehr?
Habt Acht! Uns dräuen üble Streich: -
zerfällt erst deutsches Volk und Reich,
in falscher wälscher Majestät
kein Fürst bald mehr sein Volk versteht,
und wälschen Dunst mit wälschem Tand
sie pflanzen uns in deutsches Land;
was deutsch und echt, wüsst keiner mehr,
lebt's nicht in deutscher Meister Ehr.
Drum sag ich Euch:
ehrt Eure deutschen Meister!
Dann bannt Ihr gute Geister;
und gebt Ihr ihrem Wirken Gunst,
zerging in Dunst
das heil'ge röm'sche Reich,
uns bliebe gleich
die heil'ge deutsche Kunst!

3. Akt

Klara

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Der Sänger

"Was hör' ich draußen vor dem Tor,
Was auf der Brücke schallen?
Laß den Gesang vor unserm Ohr
Im Saale widerhallen!"
Der König sprach's, der Page lief;
Der Knabe kam, der König rief:
"Laßt mir herein den Alten!"

"Gegrüßet seid mir, edle Herrn,
Gegrüßt ihr, schöne Damen!
Welch reicher Himmel! Stern bei Stern!
Wer kennet ihre Namen?
Im Saal voll Pracht und Herrlichkeit
Schließt, Augen, euch; hier ist nicht Zeit,
Sich staunend zu ergötzen."

Der Sänger drückt die Augen ein
Und schlug in vollen Tönen;
Die Ritter schauten mutig drein,
Und in den Schoß die Schönen.
Der König, dem das Lied gefiel,
Ließ ihm zu ehren für sein Spiel,
Eine goldne Kette reichen.

"Die goldne Kette gib mir nicht,
Die Kette gib den Rittern,
Vor deren kühnem Angesicht
Der Feinde Lanzen splittern.
Gib sie dem Kanzler, den du hast,
Und laß ihn noch die goldne Last
Zu andern Lasten tragen.

Ich singe, wie der Vogel singt,
Der in den Zweigen wohnet;
Das Lied, das aus der Kehle dringt,
Ist Lohn, der reichlich lohnet!
Doch darf ich bitten, bitt' ich eins:
Laß mir den besten Becher Weins
In purem Golde reichen."

Er setzt' ihn an, er trank ihn aus.
"O Trank voll süßer Labe!
O wohl dem hochbeglückten Haus,
Wo das ist kleine Gabe!
Ergeht's euch wohl, so denkt an mich
Und danket Gott so warm, als ich
Für diesen Trunk euch danke."

von Johann Wolfgang von Goethe
 
Ja, ja die Minne schlägt alle in ihren Bann!!!
 
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