Sonntag, 9. Mai 2010

 

Erich Kästner



"Die Zeit fährt Auto, doch kein Mensch kann lenken", so heißt der Kabarettabend, den Madelene Lierck-Wien und ihr Sohn Fabian in der "Kneifzange"(http://www.kneifzange-berlin.de/web/unser_kabarett/index.html) in der Friedrichstraße im Russischen Haus darbieten.
Ich wollte schon lange mal in dieses kleine Kabarett. Nun habe ich es geschafft und bin froh, nun endlich dort gewesen zu sein. 
Was Mutter und Sohn hier auf die Bühne gebracht haben, ist ganz große Klasse. Man erfährt viel an diesem Kästner-Abend (http://de.wikipedia.org/wiki/Erich_K%C3%A4stner). Vor allen Dingen wird klar, das Kästner nach wie vor aktuell ist. Er hat genau beobachtet und analysiert und in der ihm eigenen Form seine Gedanken in unzähligen Gedichten und Epigrammen zum Ausdruck gebracht.
Die besondere Beziehung, die Kästner lebenslänglich mit seiner Mutter verband, verstehen Madelene Lierck-Wien (http://de.wikipedia.org/wiki/Madeleine_Lierck) und ihr Sohn sehr einfühlsam darzustellen, und ich habe auch sehr gestaunt, welche Bandbreite an schauspielerischer Leistung besonders Fabian hat, aber da in der Familie ja alle Komödianten waren, hat er es wohl in die Wiege gelegt bekommen.
An einigen Stellen stockt einem ob der Bissigkeit und Aktualität der Kästner-Texte der Atem und es wird klar, warum die Nazis seine Bücher verbrannt haben.
Was würde Kästner wohl heute schreiben? Die Finanzkrise würde er bestimmt nicht auslassen! Kann Satire die Welt verändern?
Es wird also Zeit, sich mal wieder ein paar Kästner-Gedichte anzusehen.

Große Zeiten

Die Zeit ist viel zu groß, so groß ist sie.
Sie wächst zu rasch, es wird ihr schlecht bekommen.
Man nimmt ihr täglich Maß und denkt beklommen:
so groß wie heute war die Zeit noch nie.


Sie wuchs, sie wächst. Schon geht sie aus den Fugen.
Was tut der Mensch dagegen? - Er ist gut.
Rings in den Wasserköpfen steigt die Flut,
und Ebbe wird es im Gehirn der Klugen.


Der Optimistfink schlägt im Blätterwald.
Die guten Leute, die ihm Futter gaben,
sind glücklich, daß sie einen Vogel haben.
Der Zukunft werden sacht die Füße kalt.


Wer warnen will, den straft man mit Verachtung.
Die Dummheit wurde zur Epidemie.
So groß wie heute war die Zeit noch nie.
Ein Volk versinkt in geistiger Umnachtung.

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Kommentare:
Liebe Monika,

das scheint wieder mal ein sehr bereichernder Abend gewesen zu sein. Nächstes Mal werde ich mich gerne anschließen. Ja, Kästner war eher ein Leiser, der während der Nazizeit ins "innere Exil" gegangen ist. Passend zu der Aussage seines Gedichts hier noch Aphorismen für Deine Sammlung:


Das Denken ist zwar allen Menschen erlaubt, aber vielen bleibt es erspart.

(Curt Goetz, 17.11.1888 - 12.09.1960, dt. Schriftsteller und Schauspieler)

Viele Menschen sind gut erzogen, um nicht mit vollem Mund zu sprechen, aber sie haben keine Bedenken, es mit leerem Kopf zu tun.

(Orson Welles, 06.05.1915 - 10.10.1985, US-Schauspieler, Filmregisseur & Drehbuchautor)

Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.

(Albert Einstein, 14.03.1879 - 18.04.1955)

Viele Menschen würden eher sterben als denken. Und in der Tat: Sie tun es.

(Bertrand Russell, 18.05.1872 - 02.02.1970
brit. Mathematiker und Nobelpreisträger (Literatur)

Was nützt es dem Menschen,
wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat,
aber das Denken anderen überläßt?

(Ernst R. Hauschka, geb. 08.08.1926, dt. Lyriker)


Lieben Gruss

Constanze
 
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