Sonntag, 14. März 2010

 

Träumen



Ich war am 12.03.10 in der Staatsoper, um mir das Ballett "La Péri" anzusehen, das Vladimir Malakhov neu inszeniert hat.
Es war meines Erachtens keine grandiose Aufführung, weil nach meinem Empfinden der Ballettmusik von Friedrich Burgmüller die Tiefe fehlte wie man sie von Tschaikowski kennt. Aber vielleicht enspricht halt die Musik dem damaligen Zeitgeschmack um 1843. Sehr viel Walzer und Galopp wechseln sich ab und so wirkt die Musik etwas eintönig, obgleich die Musik passgenau auf die Tanzszenen komponiert wurde.

Dennoch war es kein verlorener Abend, denn es gab herausragende tänzerische Leistungen und ein bezauberndes Bühnenbild, das zum Träumen anregte. Man fühlte sich in den Orient versetzt mit orientalischer Beleuchtung, Säulen, seidenen Kissen, Opiumpfeifen, Empore und Blick auf den Nil, sowie von herabschwebenden Blüten. Die Kostüme erinnerten farblich an einen schönen Frühlingstag.

Es ist für mich auch immer wieder erstaunlich, wie man Empfindungen wie Hingebung, Leidenschaft, Schmerz, Freude, Lust, Täuschung, Lasterhaftigkeit in Bewegungen umsetzen kann. Welche Anmut, welche Grazie strahlten die Péries aus. Die La Péri von Shoko Nakamura  (http://www.deutscheoperberlin.de/?page=person_detail&iduser=25988&language=de_DE  wirkte  wirklich wie aus einer anderen Welt. Elfengleich, wenn das Corps de Ballett 20 Préries fast schweben lässt.
Wie lasziv wirkten Gesten der eifersüchtigen Nourmahal, der Gegenspielerin der La Péri. In dieser Aufführung wunderbar getanzt von Elena Pris(http://www.deutscheoperberlin.de/index.php?page=person_detail&iduser=12560) . Welche Kraft oder Trauer strahlte die tänzerische Umsetzung der Empfindungen des Prinzen Achmed, gefühlvoll von Mikhail Kaniskin (http://www.staatsballett-berlin.de/ensemble/person.php?user=32276&id_language=1&relation=&pic=aus) getanzt, aus. Malakhov tanzte wohl nur bei der Premiere, weil er inzwischen aufgrund seines Alters und wohl Knieproblemen den ständigen Belastungen nicht mehr gewachsen ist. Er war aber dennoch anwesend, und die Aura, die ihn umgibt, ist schon phänominal. Er saß nicht weit entfernt von mir im 1. Rang und hat fleißig Autogramme geschrieben.
Natürlich kann man sich streiten, ob man solch ein überaus romantisches Ballett braucht, aber in einer ohnehin sehr gefühlskalten Welt ist es schon schön, einfach mal die Seele baumeln zu lassen, so als lese oder rezitiere man ein Gedicht von Joseph von Eichendorff.
Es gab viel Applaus und Blumen und da Familientag war, hat es auch in der Pause Spaß gemacht, junge Eltern mit ihren Töchtern oder Söhnen, vielleicht schon Eleven oder Elevinnen, fein herausgeputzt, zu beobachten. Waren die Kinder während der Vorstellung mucksmäuschenstill, so wurde in der Pause doch im Foyer getobt und die Freude über das Erlebte raus gelassen.
Ich bin auf alle Fälle verträumt nach Hause gefahren.
Klara

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Kommentare:
Liebe Klara,

das scheint ja wirklich ein träumerisch-herrliches Erlebnis gewesen zu sein. Deine Worte:
"Natürlich kann man sich streiten, ob man solch ein überaus romantisches Ballett braucht" erübrigen sich alleine schon durch Deine schöne Beschreibung. Dein ohnehin reiches Gefühlsleben ist somit um eine weitere wunderbare Erinnerung bereichert worden.Und da Du von Eichendorf sprachst vielmehr schriebst, habe ich hier für Dich ein "Tanz-Gedicht" von ihm.

An eine Tänzerin

Kastagnetten lustig schwingen
Seh ich dich, du zierlich Kind!
Mit der Locken schwarzen Ringen
Spielt der sommerlaue Wind.
Künstlich regst du schöne Glieder,
Glühendwild,
Zärtlichmild
Tauchest in Musik du nieder
Und die Woge hebt dich wieder.

Warum sind so blaß die Wangen,
Dunkelfeucht der Augen Glanz,
Und ein heimliches Verlangen
Schimmert glühend durch den Tanz?
Schalkhaft lockend schaust du nieder,
Liebesnacht
Süß erwacht,
Wollüstig erklingen Lieder –
Schlag nicht so die Augen nieder!

Wecke nicht die Zauberlieder
In der dunklen Tiefe Schoß,
Selbst verzaubert sinkst du nieder,
Und sie lassen dich nicht los.
Tödlich schlingt sich um die Glieder
Sündlich Glühn,
Und verblühn
Müssen Schönheit, Tanz und Lieder,
Ach, ich kenne dich nicht wieder!

(Joseph Freiherr von Eichendorff)

Liebe Grüße von Constanze
 
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